Thema der diesjährigen Herbsttagung in München am 24./25.11.2017 waren die IgA-Nephropathie und PSH-Nephritis. International renommierte Experten waren als Referenten ins Dr. von Haunersche Kinderspital der LMU, München eingeladen und gaben eine beeindruckende Übersicht über die aktuellen Studien, Konzepte und die Pathophysiologie der Erkrankung.
Neben Prof. Dr. Jan Novak aus Birmingham, Alabama, der den wissenschaftlichen Nachweis der IgA-Nephritis als Autoimmunerkrankung erbracht hatte, waren Frau Prof. Licia Peruzzi aus Turino, die das europäisch pädiatrische IgA-Register zusammen mit Frau Prof. Coppo aufgebaut hatte, Prof. Dr. Martin Pohl aus Freiburg mit den nationalen PSH-Register Daten und PD Dr. Volker Vielhauer, der Co-Autor der STOP-IgA-Studie von der LMU München als Referenten nach München gekommen.
Spektakulär war zum Auftakt bereits die Übersicht der aktuellen internistischen Therapiestrategien, die von PD Dr. Vielhauer aus der Inneren Medizin München als Insider der STOP-IgA-Studiendaten präsentiert wurde. Er konnte deutlich machen, welche Patienten unter ACE-Inhibitor-Therapie und ARB-Blockade zusätzlich von einer Immunsuppression profitieren und stellte auch die vielversprechenden Daten der NEFIGAN-Studie zum Einsatz von Budesonid vor.
Frau Prof. Peruzzi konnte diese NEFIGAN-Daten für die pädiatrischen IgA-Patienten gleich aufgreifen und das Interesse an einer gezielten intestinalen Budesonid Applikation bekräftigen. Eine diesbezügliche internationale pädiatrische IgA-Studie sei in Planung. Frühzeitig zu biopsieren, aber dabei zu bedenken, dass nicht allein die histologische Oxford-Klassifikation für die Prognose entscheidend ist, sondern vielmehr eine Kombination klinischer (Alter, Proteinurie, GFR) und histologischer Daten, – das waren die Schlüsselpunkte ihrer hervorragenden VALIGA-Studiendaten-Präsentation.
Prof. Martin Pohl präsentierte die aktuellen Ergebnisse des nationalen PSH-N-Registers und konnte zeigen, dass sich die klinische Präsentation der PSH-Nephritis mit dem Alter der Patienten ändert und zusätzlich die histologischen Befunde auch vom Zeitpunkt der Nierenbiopsie abhängen. Auch hier erging das Votum für eine frühzeitigere Biopsie und Therapieeinleitung, insbesondere bei älteren Patienten (> 10 Jahre).
Abschließend trug Prof. Jan Novak als Glykobiologe und Grundlagenwissenschaftler seine beeindruckenden Daten zur Pathogenese der IgA-Nephritis vor. Seine Arbeitsgruppe hatte den Autoimmuncharakter der IgA-Nephritis definiert durch den Nachweis zirkulierender IgG-Antikörper gegen Galaktose-defizientes, fehlglykosyliertes IgA1. Neben den GWAS-Daten zur IgA-Nephritis stellte Prof. Novak aber auch neue experimentelle Therapiestrategien vor, die vor allem die Mesangialzellproliferation in der Niere eindrucksvoll blockieren. Damit wurden zum Abschluss neue mögliche Wege für die Behandlung der IgA-Nephropathie und PSH-Nephritis am Horizont sichtbar.
Zusammenfassend war dieser internationale Überblick zur aktuellen Therapie der IgA-Nephritis ein wissenschaftliches Highlight der GPN-Herbsttagung in München und wird sicher Anstoß zu weiteren Forschungsaktivitäten der GPN geben.