Am 22. Januar 2019 ist Dr. Georg Bernd Klare im 81. Lebensjahr verstorben.
Er wurde am 12. April 1938 als erstes von 4 Kindern in Jena geboren. Beide Eltern waren Ärzte. Die frühe Kindheit verbrachte er mit seinen Eltern in Chemnitz. Soweit die Kriegszeit es erlaubte, war er zu Besuch bei seiner Großmutter in Jena. Diese Großmutter liebte er ganz besonders und deshalb war Jena immer ein Sehnsuchtsort für ihn. 1947 zog die Familie nach Schwaan, einer kleinen Stadt an der Warnow, südlich von Rostock. Nach der Grundschule in Schwaan legte er das Abitur 1956 in Rostock ab. Dort begann er im selben Jahr mit dem Medizinstudium. Nach dem Phy-sikum setzte er sein Studium in Jena fort. Nach dem Staatsexamen und einem Jahr Pflichtassistenz begann er 1964 die Ausbildung zum Kinderarzt in der Universitätskinderklinik Jena, zunächst unter dem Direktorat von Prof. Erich Häßler und dann unter der Leitung von Prof. Wolfgang Plenert. Von Anfang an galt sein besonderes Interesse der Kindernephrologie. Er führte eine Spezialsprechstunde für Kinder mit Harnwegs- und Nierenerkrankungen ein. 1970 war er Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft für Kindernephrologie der DDR. Er beschäftigte sich besonders mit den Harnwegsinfektionen. Bernd Klare war an der Entwicklung des abgestuften kindernephrologischen Betreuungssystems der DDR beteiligt. Jeder Bezirk der DDR hatte ein kindernephrologisches Zentrum, das für die Fortbildung der Ärzte als auch für die Diagnostik und Therapie besonders schwieriger Erkrankungen zuständig war. Seit 1972 arbeitete ich mit Bernd Klare zusammen. Er weckte mein Interesse für die Kindernephrologie und war mein erster wichtiger Lehrer. Leider war unsere gemeinsame Zeit schon 1974 zu Ende, als er mit seiner Frau und 3 kleinen Kindern in den Westen geflohen ist. Unser Kontakt brach trotzdem nie ganz ab. Nach der Flucht arbeitete er ein Jahr als Oberarzt im Kinderhospital Osnabrück. Danach war er in der kindernephrologischen Abteilung der Universitätskinderklinik Heidelberg unter Prof. Karl Schärer tätig. Hier konnte er sein Wissen und seine Fähigkeiten auf allen Gebieten der Kindernephrologie, einschließ-lich der Dialyse und Nierentransplantation, wesentlich erweitern und sich wissenschaftlich betätigen. Diese Zeit war für ihn sehr wichtig. 1981 übernahm er bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2003 die Leitung des KfH-Kinderdialyse-Zentrums in der Kinderklinik München-Schwabing. Diese Aufgabe erfüllte er mit Leidenschaft und großem Engagement. Hervorzuheben ist sein einfühlsamer Umgang mit den Patienten und deren Eltern. Er betrachtete jeden Krankheitsfall ganz individuell und versuchte, das Beste für den einzelnen Patienten herauszuholen. Besonders engagierte er sich für die nierentransplantierten Kinder. Da das Längenwachstum unter hohen Cortisolgaben erheblich gestört war, reduzierte er das Medikament so rasch wie es ihm nach individueller Sachlage möglich erschien. Er konnte in den meisten Fällen nachweisen, dass die Kinder ein nahezu normales Wachstum aufwiesen ohne eine Verschlechterung der Transplantatüberlebenszeit. Dies war bisher neu. Er hat diese Erfahrungen auch publiziert und auf Kongressen vorgetragen.
Das Pflegepersonal wurde von Bernd Klare sehr geachtet, da es einen hohen Stellen-wert in der Behandlung und Betreuung chronisch kranker Kinder und deren Eltern hat. In regelmäßigen Besprechungen wurden die medizinischen, sozialen und psychologischen Probleme von allen Mitgliedern des Teams gemeinsam erörtert. Bernd Klare war ein sehr engagiertes und stets geschätztes Mitglied der GPN (Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie). Ihm lagen Diskussionen über wissenschaftliche Themen und der Austausch von Erfahrungen sehr am Herzen. Auch über seine Emeritierung hinaus besuchte er regelmäßig Kongresse und Arbeitstagungen. Die friedliche Revolution 1989 und der Mauerfall waren nicht nur für mich, sondern auch für Bernd Klare ein überwältigendes Ereignis. Unsere Familien hatten sofort wieder Kontakt. Bernd Klare war der Erste, der mich auf die Idee brachte und dazu ermutigte, in Jena eine Kinderdialyse aufzubauen. Er hat mir dann sehr geholfen, unser Anliegen mit dem KfH zu besprechen und dann zu realisieren. Er ermöglichte es, dass wir Ärzte und unsere Krankenschwestern in München hospitieren konnten. Während des Aufbaus der Kinderdialyse in Jena haben uns die Münchener sogar besucht und wertvolle Hinweise gegeben. Das war für uns von unschätzbarem Wert. Für Bernd Klare war es ein inneres Anliegen, für sein geliebtes Jena etwas zu tun. Er hatte wichtige und prägende Lebensjahre hier verbracht. Mit Jena fühlte er sich durch glückliche Kindheitserlebnisse, durch Studium, Heirat und Berufsanfang immer sehr verbunden. Außerdem liebte er die sanften Thüringer Berge um Jena und die besondere Vegetation mit den vielen Frühlingsblumen, Orchideen und Pfingstrosen. Er besuchte unsere Stadt und seine alten Freunde seit dem Mauerfall mehrmals im Jahr.
Wir Zurückbleibenden trauern mit seiner Familie um einen lieben Freund und geschätzten Kollegen.

Prof. (em) Joachim Misselwitz


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