Wir trauern um

Frau Prof. Dr. med. Monika Bulla, 

Ehrenmitglied der GPN,

die am 29.Dezember 2023 im Alter von 82 Jahren in Münster verstorben ist.

Monika Bulla wurde1941 in Berlin-Schöneberg geboren, mitten hinein in die Kriegszeit. Ihre Schulzeit ab 1946 war geprägt durch mehrfache berufsbedingte Umzüge ihrer Eltern. Sie ging zur Schule in Oberursel im Taunus, in Köln und Heidelberg und machte ihr Abitur 1961 in Freiburg, wo sie dann auch bis 1966 Medizin studierte und 1967 promovierte.

Im Jahr 1967 zog es sie nach Köln und dort blieb sie bis zum Jahr 1982. Das Leben in Köln war sehr prägend. Sie beherrschte den „Kölschen Dialekt“, ließ ihre Zuhörer bei geselligen Anlässen gerne daran teilnehmen und betrauerte nach ihrem Umzug nach Münster den Verlust der kölschen Karnevalskultur.

Ihre ärztliche Ausbildung begann sie in Köln unter anderem in der Inneren Medizin bei dem sehr anerkannten Internisten Prof. Dr. R. Gross. Schon frühzeitig führte sie ihr Weg in eine nephrologische Ausbildung bei Prof. Dr. H.G. Sieberth, der sie sicherlich sehr geprägt hat und von dem sie während ihrer gesamten Tätigkeit immer wieder mit Begeisterung erzählte.

1969 wechselte Frau Bulla in die Kinderheilkunde zu Prof. Dr. Gladke und neben ihrer allgemeinpädiatrischen Ausbildung betreute sie bereits frühzeitig eine pädiatrische Nierenambulanz (gemeinsam mit dem Urologen Prof. Dr. J. Seiferth) sowie eine interdiziplinäre Spina-bifida-Ambulanz. Bereits 1972 wurde sie mit dem Aufbau einer Kinderdialyse an der Universitätskinderklinik Köln betraut, deren Leitung sie auch sofort übernahm. Im Jahr 1974 wurde zudem eine pädiatrische Transplantationsambulanz in Köln eingerichtet. Im gleichen Jahr erhielt sie ihre Facharztanerkennung.

In der Zeit von 1974 bis 1982 war sie als Funktionsoberärztin in Köln für die Allgemeine Pädiatrie, speziell aber für die pädiatrische Nephrologie und für die Dialyse zuständig.

1980 habilitierte sich Frau Bulla mit dem Thema „Stoffwechsel- und Wachstumsstörungen bei chronischer Niereninsuffizienz des Kindes“ und wurde für ihre Arbeit 1981 mit der Verleihung des Franz-Volhard-Preises gewürdigt, welcher bis dahin üblicherweise Nephrologen aus dem Erwachsenenbereich vorbehalten war.

1982 wurde sie als C3-Professorin für Pädiatrische Nephrologie nach Münster berufen und wurde Leiterin der Pädiatrischen Nephrologie mit Kinderdialyse, pädiatrisch-nephrologischer und pädiatrischer Transplantationsambulanz, zudem klinische Oberärztin für allgemeine Pädiatrie. Unter ihrer Leitung entstand eine weithin anerkannte Pädiatrische Nephrologie, zu deren Schwerpunkten neben den „klassischen“ nephrologischen Krankheitsbildern auch die Nephro-Urologie (gemeinsam mit Prof. Dr. L. Hertle), Spina bifida und Harntransportstörungen zählten.

Von 1991 bis 2001 war Frau Bulla Präsidiumsmitglied des Kuratoriums für Dialyse und Nierentransplantation e.V. (Neu-Isenburg). Sie hat mit Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen für die Belange der Kinderdialyseeinrichtungen eingesetzt und maßgeblich die medizinischen Standards in der Kinderdialyse beeinflusst.

Nachdem die pädiatrische Nephrologie in Münster viele Jahre lang provisorisch untergebracht war, wurde 1996 das KFH-Nierenzentrum für Kinder- und Jugendliche in Kooperation mit der Kinderklinik des Universitätsklinikums Münster eingeweiht – Frau Bulla hatte lange Jahre dafür gekämpft und übernahm nach Fertigstellung die Leitung.

Nicht zuletzt hat sie in Münster ein stabiles interdisziplinäres Team aufgebaut, das sie mit ihrer bekannten Beharrlichkeit bis zu ihrer Emeritierung gegen alle Begehrlichkeiten und Sparmaßnahmen verteidigt hat.

Frau Bulla hat an zahlreichen multizentrischen interdisziplinären medizinischen Studien teilgenommen, die sich u.a. mit den Themenbereichen renale Osteopathie, Erythropoietin bei renaler Anämie, Wachstumshormon bei chronischer Niereninsuffizienz, hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS), Plasmapherese bei HUS und Carnitinstoffwechsel bei niereninsuffizienten Kindern beschäftigten. Darüber hinaus hat sie zu zahlreichen Symposien mit internationaler Beteiligung in Münster zum Thema „problems in renal insufficiency and renal replacement therapy in children“ eingeladen, die sich großer Beliebtheit erfreuten und deren Beiträge in nationalen und internationalen Zeitschriften veröffentlicht wurden.

Hervorzuheben ist ihre Mitarbeit an einer interdisziplinären Studie des Bundesministeriums für Arbeit- und Sozialordnung „Verbesserung der Betreuung chronisch kranker Kinder“. Als medizinische Projektleiterin gemeinsam mit den kindernephrologischen Zentren Heidelberg, Hannover, Essen und Köln wurde die Bedeutung der psychosozialen Betreuung niereninsuffizienter, dauerdialysierter Kinder und Jugendlicher herausgearbeitet und betont. In Folge war es möglich, in vielen Kinderdialyseeinrichtungen psychosoziale Mitarbeiter*innen einzustellen.

Frau Bulla war eine bedeutende Pionierin der Kindernephrologie. Schon in den 70er Jahren in Köln hat sie eine Kinderdialyseeinrichtung aufgebaut, zu einer Zeit, als die Dialyse von Kindern ethisch durchaus umstritten war.

Neben ihren zahlreichen medizinischen Leistungen hat sie sich unermüdlich für eine gute psychosoziale Betreuung nierenkranker Kinder und deren Familien eingesetzt. Die Entwicklung der GPN hat sie entscheidend mitgeprägt und wurde für ihre Verdienste 2015 mit der Ehrenmitgliedschaft der GPN geehrt.

In tiefer Dankbarkeit für ihr Wirken werden wir ihr Andenken in hohen Ehren halten.

Stellvertretend für die Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie (GPN):

Martin Konrad

Eberhard Kuwertz-Bröking

Stefan Fründ

Jens König

Monika Schimmel