50. Jubiläumstagung der Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie (GPN), 27.–30. März 2019, Köln

Ruf nach internationalen Anstrengungen im Kampf gegen chronische Nierenerkrankungen und neue Wege zur maßgeschneiderten Therapie

Köln. 400 Teilnehmer aus Medizin und Psychologie sowie dem Bereich Pflege diskutierten hochqualitativ vielfältige Themen rund um die Kindernephrologie. Nationale und internationale Nierenexperten präsentierten Forschungsergebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse zu den Themen, welche bei der 50. Jahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Nephrologie e.V. (GPN) in den Fokus rückten: Fetale Programmierung/Pränataldiagnostik, Glomerulopathien/Nephrotisches Syndrom, Ziliopathien und genetische Nierenerkrankungen sowie Wege zu neuen Therapieansätzen von Nierenerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen.  

Auftakt im Nephrokids-T-Shirt

Das 50. Jubiläum bot zunächst Anlass für vielfachen Ausdruck großer Verbundenheit mit der Kindernephrologie: Prof. Dr. Thomas Krieg, Dekan der medizinischen Fakultät der Universität zu Köln, der GPN-Vorsitzende Prof. Dr. Peter F. Hoyer sowie Prof. Dr. Jörg Dötsch, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Uniklinik Köln erwiesen der Tagung mit persönlichen Worten die Ehre und verliehen ihr so einen würdigen Auftakt. Kölns ehrenamtliche Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes richtete im T-Shirt des Elternvereins Nephrokids e.V. ihren Gruß an das Auditorium. Ein besonderes Highlight war der Festvortrag von Prof. Dr. Christine Graf von der Sporthochschule Köln, die ihr Publikum nicht nur von der Bedeutung physischer Aktivität für Gesundheit und Entwicklung überzeugte, sondern die die Lust an und auf Wissenschaft mit unnachahmlicher Lebhaftigkeit mitreißend vorlebte.

Klinik, Labor, Patient

Im wissenschaftlichen Programm spannte zunächst Prof. Paul Winyard (London/GB) auf dem Gebiet der pränatal detektierten Nierenfehlbildungen den Bogen von der Klinik ins Labor und zurück zum Patienten. Im Anschluss legte die Nephrologin und Bioethikerin Prof. Dr. Valerie Luyckx (Zürich, CH) die Entwicklungsgrundlagen der teils pränatalen Programmierung von Nierenerkrankungen dar. Mit Blick auf die globale Bedeutung sowie die Vermeidbarkeit derartig „vorprogrammierter“ Erkrankungen betonte sie die Notwendigkeit internationaler Anstrengungen im Kampf gegen chronische Nierenerkrankungen.

Dysfunktion des Glomerulums sichtbar machen

Prof. Janos Peti-Peterdi (Los Angeles/US), der Pionier der intravitalen Multiphotonenmikroskopie, nahm die Zuhörer mit auf eine beeindruckende Reise in die in vivo-Visualisierung von Prozessen, die bei der Dysfunktion und Schädigung des Glomerulums sowie dessen zellulärer Reparatur ablaufen. Die histopathologischen Konsequenzen einer renalen Schädigung ordnete Prof. Dr. Kerstin Amann (Erlangen) in ihrem Vortrag zur Gegenwart und Zukunft der Nierenbiopsie Diagnostik ein und betonte die essentielle Rolle einer interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Klinikern und Pathologen.

Neue Einblicke in die Vielschichtigkeit polyzystischer Nierenerkrankungen

Prof. Dr. Soeren Lienkamp (Zürich/CH) erläuterte sein Verfahren der direkten Reprogrammierung zur Herstellung von Tubuluszellen aus Hautfibroblasten, die dann als Modell für genetische Nierenerkrankungen dienen können. Die internationale Expertin (die „La Grande Dame“ der Zystennieren, Zitat des Vorsitzenden) zu biologischen, genetischen und klinischen Facetten der autosomal-rezessiven polyzystischen Nierenerkrankung, Prof. Lisa Guay-Woodford (Washington, D.C./US), legte eindrücklich neue Einblicke in die Vielschichtigkeit der Erkrankung sowie die sich daraus ergebenden Herausforderungen bei der Betreuung der betroffenen Patienten dar.

„In jeder Hinsicht exemplarisch!“

Im Rahmen der Lecture der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) skizzierte Prof. Dr. Thomas Benzing (Köln) didaktisch beeindruckend das molekulare Design der glomerulären Filtrationsbarriere und sein Verständnis vom Weg zu einer maßgeschneiderten Therapie von Nierenerkrankungen. Sprichwörtlich über den „nephrologischen Tellerrand“ hinaus in Richtung weiterer neuer Therapieansätze blickten die Zuhörer zusammen mit PD Dr. Jörg-Oliver Semler (Köln), der die Möglichkeiten einer prä- und postnatalen Stammzelltransplantation bei Patienten mit Osteogenesis imperfecta darstellte, „ein in jeder Hinsicht exemplarischer Vortrag!“, sagt Tagungsleiter Prof. Dr. Lutz T. Weber, Oberarzt der Kinderklinik der Uniklinik Köln und Leiter des Bereichs Pädiatrische Nephrologie. 

Hervorragende Einbindung des Pflegeteams und des ärztlichen Nachwuchses

Als sehr stimulierend erwies sich erneut die Assoziation des Teamkurses des KfH-Bildungszentrums an die GPN-Tagung. 60 Teilnehmer nutzten die Fortbildung zu spannenden Themen von Heimdialyse über Antikoagulation bis zu Traumatherapie. „Die Einbindung des Pflegeteams gelingt auf diese Weise hervorragend“, sagt Weber.

Eine absolute Bereicherung war der lebhafte und lebensfrohe Beitrag einer Patientin, die im Rahmen des Teachingkurses den studentischen Kongressteilnehmern die Nephrologie aus ihrer ganz eigenen Sicht darstellte. Das Kursangebot speziell für angehende Nephrologen erfuhr bei seiner zweiten Auflage wieder enorm positive Resonanz und erwies sich so abermals als wertvolle Ergänzung im Kongressprogramm, die jungen Medizinern in zwangloser Atmosphäre komplexe Themen wie Dialyse und Transplantation nahebrachte.  

Sehr positives Feedback erfuhr auch die Integration des Treffens des psychosozialen Arbeitskreises in das Kongressprogramm. Einmal mehr zeigte sich die interdisziplinäre Basis der Kindernephrologie.

… wer einmal zur Nephro sich bekannt …

Fünf Industriesymposien und ein Workshop, dazu gut 100 Posterpräsentationen mit lebhaften Diskussionen sowie eine ePosterpräsentation mit dauerhafter Ausstellung der Poster rundeten das Tagungsprogramm ab. Und ganz gemäß dem der Jubliäumstagung übergeordneten Motto „Lebenslust trifft Wissenschaft“ ließen knapp 200 Gäste beim traditionellen Gesellschaftsabend mit unmittelbarem Blick auf den Kölner Dom die spannenden und inspirierenden Kongresstage stimmungsvoll ausklingen. Prof. Dr. Peter F. Hoyer blickte zu Ehren der 50. Jahrestagung auf Highlights zurückliegender Tagungen sowie die Anfänge der pädiatrischen Nephrologie in Deutschland zurück. Auch bot der Abend den würdigen Rahmen für diverse Auszeichnungen:

  • bester freier Vortrag: Dr. Alina Christine Hilger, Bonn
  • beste Posterpräsentation: Dr. Aparna Renigunta, Marburg, beste Posterpräsentation (jeweils gesponsert von der Firma Sandoz/Hexal)
  • Brodehl-Preis für klinische Studien der GPN an Dr. Sebastian Loos, Hamburg (gesponsert durch Novo-Nordisk)
  • Grundlagenforschungspreis der GPN an Dr. Karsten Häffner, Freiburg (gesponsert durch Chiesi)

Besonders hervorzuheben ist schließlich auch die Beteiligung eines guten Dutzends von „Urgesteinen“ der deutschsprachigen Kindernephrologie, die den Kongress mit ihrem Besuch ehrten und die fröhliche Stimmung nutzten, ein ausgiebiges Wiedersehen zu feiern. Ein Highlight war der furchtlose Vortrag von Christina Leumann (Zürich), die beim Gesellschaftsabend ein selbstgedichtetes Lied in kräftigem Solo zum Besten gab: „Lasst uns die Zeit nicht vergessen/ die wir zusammen erlebt/ die wir zusammen erstrebt/ denn wer er einmal zur Nephro sich freudig bekannt/ den knüpft an die Nephro ein ewiges Band.“

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